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Migration und Entwicklung: Fakten statt Polemik

10.07.2019, Internationale Zusammenarbeit

Richtige Entwicklungszusammenarbeit (EZA) kann einen wichtigen Beitrag zu einer gerechten globalen Entwicklung leisten. Das neue Positionspapier von Alliance Sud fasst die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Migration und EZA zusammen.

Migration und Entwicklung: Fakten statt Polemik
Seit September 2018 unterstützt die Schweiz ein Projekt, um die Fachkompetenzen von 500 jungen Ägypterinnen und Ägyptern zu verbessern, damit diese im einheimischen Arbeitsmarkt Fuss fassen können.
© SECO

von Mark Herkenrath, ehemaliger Geschäftsleiter Alliance Sud

Die Behauptung, dass Entwicklungszusammenarbeit (EZA) die Migration anheizt, ist falsch. Hingegen kann richtige EZA einen wichtigen Beitrag zu einer gerechten globalen Entwicklung leisten, die sich wiederum auf die Migration auswirkt. Das neue Positionspapier von Alliance Sud fasst die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Migration und Entwicklungsarbeit zusammen.

Kaum ein Thema löst bei der Bevölkerung so viele Ängste aus wie die Zuwanderung, nicht zuletzt aus Ländern des globalen Südens. Entsprechend kontrovers wird die Diskussion über die Ursachen der Migration geführt und welche Rolle dabei die EZA der Schweiz spielt bzw. spielen soll. In ihrem Positionspapier Migration und Entwicklungszusammenarbeit trennt Alliance Sud, die Denkfabrik der Schweizer Entwicklungsorganisationen, die Polemik von den Fakten. Sie hat dafür die verfügbaren internationalen Studien und Statistiken ausgewertet und auf 25 Seiten in eine gut lesbare Form gebracht.

Alliance Sud-Geschäftsleiter und Autor Mark Herkenrath: «Entwicklungszusammenarbeit kann und soll einen Beitrag zur Linderung der Ursachen von Migration leisten – und tut dies bereits. Den stärksten migrationshemmenden Effekt haben dabei Programme und Projekte in den angestammten Bereichen Gesundheit, Bildung, ländliche Entwicklung und gute Regierungsführung.» Um nachhaltige Wirkung zu entfalten müsse EZA indes langfristig angelegt sein, für einen migrationspolitischen «quick fiix» zur Beruhigung der Öffentlichkeit sei sie ungeeignet.

Das hat auch der Bundesrat erkannt, der sich im Entwurf zu seiner Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit (2021-2024) dagegen ausspricht, EZA direkt mit migrationspolitischen Anliegen zu verknüpfen. Allerdings unterschätzt der Bundesrat, dass Entwicklungspolitik nie isoliert betrachtet werden darf. Voraussetzung für eine zukunftstaugliche Migrationspolitik wäre entwicklungspolitische Kohärenz, die sich auch auf andere Politikfelder erstreckt. Im Vordergrund stehen dabei die internationale Steuerpolitik, aber auch die Klimafinanzierung und die soziale und ökologische Ausgestaltung von Handelsbeziehungen. Denn wenn Menschen in armen Ländern echte Entwicklungsperspektiven erkennen, sinkt der Anreiz, das Glück in häufig lebensgefährlicher Migration zu suchen.