Meinung

Alliance Sud, Kuba und der Privatsektor

29.04.2020, Internationale Zusammenarbeit

Unsere Analyse zu den Entwicklungsfolgen der Covid-19-Pandemie ist auf Zustimmung und breites Interesse gestossen. Und hat eine harsche Kritik provoziert. Eine Klärung.

Alliance Sud, Kuba und der Privatsektor

Franklin Frederick moniert in einem auf verschiedenen internationalen Webseiten in mehreren Sprachen veröffentlichten Beitrag, Alliance Sud habe es in ihrer Analyse verpasst, auf die wichtigen internationalen Solidaritätsleistungen Kubas hinzuweisen. Frederick wertet das als krasse – politische motivierte – Fehlleistung. Das kann nicht unwidersprochen bleiben, denn weder die Leistungen noch die Versäumnisse einzelner Staaten in der Coronakrise waren das Thema unseres Beitrags.

Unverständlich ist Fredericks Behauptung, für Alliance Sud verdiene «Kuba offensichtlich keine Schweizer Solidarität». Das ist falsch. Oder müssten wir umgekehrt aus Fredericks Artikel schliessen, dass ihm die notleidenden Bevölkerungen in Bangladesch, Haiti oder den ärmsten afrikanischen Entwicklungsländer egal sind, weil er sie seinerseits nicht erwähnt hat? Davon gehen wir nicht aus, schon gar nicht, ohne uns vorgängig direkt bei ihm zu erkundigen.  

Noch dreister sind die Behauptungen, Alliance Sud erwarte – im Gleichschritt mit den Schweizer Banken und der Deza – vom Privatsektor angemessene Lösungen auf die Pandemie und werde eine konstruktive Diskussion zur Rolle des öffentlichen Sektors in der gesellschaftlichen Entwicklung zu verhindern versuchen. Das sind derart krasse Fake News, dass sie fast sprachlos machen.

Alliance Sud setzt sich für eine nachhaltige globale Entwicklung ein, die selbstverständlich nicht auf dem hyperglobalisierten fossilen Entwicklungsmodell beruhen kann, das der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und zahlreiche andere Handlanger des Neoliberalismus den Entwicklungsländern über Jahrzehnte hinweg diktiert haben. Sie trägt die Konzernverantwortungsinitiative mit und kämpft gegen die Steuerflucht multinationaler Konzerne, die den Entwicklungsländern essentielle Mittel für die Finanzierung der öffentlichen Bildungs- und Gesundheitsversorgung entzieht. Sie wehrt sich gegen ein Freihandelsregime, das die Menschenrechte und die Ökologie vernachlässigt und Konzernen mehr Rechte einräumt als den betroffenen Bevölkerungen.

Wer sich für die tatsächliche Haltung von Alliance Sud zu diesen Themen interessiert, ist herzlich eingeladen, unsere Website zu besuchen. Aufschlussreich ist beispielsweise dieser kritische Artikel zur Rolle des Privatsektors in der gesellschaftlichen Entwicklung und der internationalen Zusammenarbeit. Für einen kritischen Dialog zu den politischen Positionen von Alliance Sud sind wir offen; denunziatorische Polemik, die Fehlinformationen über unsere Organisation verbreitet, ist einer solidarischen Politik im Interesse der Ärmsten jedoch nicht zuträglich.