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Thematisches Weltsozialforum 2018 in Salvador
22.06.2017, Agenda 2030
Vom 13. bis 18. März 2018 wird in Salvador de Bahia ein thematisches Weltsozialforum (WSF) stattfinden. Das hat ein brasilianisches Organisationskollektiv des WSF beschlossen. Die Zukunft des WSF als Ganzes bleibt in der Schwebe.
Das Forum in Salvador soll sich thematisch um Landfragen und die Organisation des Widerstands drehen. In einem anfangs Juni publizierten Communiqué von rund hundert brasilianischen NGOs werden bereits mögliche Slogans des Treffens wie «Widerstand heisst Transformation» genannt. Im Ausschuss des Kollektivs wirken VertreterInnen sozialer Bewegungen aus dem Bundesstaat Bahia, solche von auf brasilianischer Bundesebene engagierter NGOs, aber auch AktivistInnen aus dem internationalen Rat des WSF mit. Ihr erklärtes Ziel ist, dass im März 2018 auch eine grosse Zahl internationaler Delegationen nach Salvador reise.
Die Vision eines Gründungsmitglieds
Francisco «Chico» Whitaker, prominenter Mitgründer des Weltsozialforums, schreibt in einem Text, der im internationalen Rat des WSF diskutiert werden soll, «die Einberufung eines thematischen Forums in Salvador sei der Beweis für den Willen einer planetarischen Mobilisierung zur Überwindung des Kapitalismus.» Die Herausforderungen, mit denen die sozialen Bewegungen in Brasilien konfrontiert sind, seien dieselben wie jene der Parteien und Bewegungen der Linken weltweit. Das Projekt Donald Trumps in den USA «ist nur ein besonders offensichtliches Beispiel dafür, was vielerorts geschieht: ein Erstarken des Faschismus und des Fremdenhasses.» Ein globales Treffen all jener, die dagegen kämpfen sei extrem wichtig, um Erfahrungen über den Widerstand auszutauschen und neue Allianzen zu bilden, schreibt Whitaker weiter.
Konzepte und Strategien klären
Für Whitaker, den Gewinner des alternativen Nobelpreises 2006, stehen in der jetzigen Phase der Einberufung des Treffens von Salvador de Bahia zwei Dinge im Vordergrund: a) die konkrete Art dieses Forums und b) wie es sich einreiht in die Zukunft des eigentlichen Weltsozialforums, mit denen sich der internationale Rat befasst.
Der Vorschlag «Bahia 2018» erfolge in Einklang mit der Idee, dass die Zukunft der Bewegung thematischen Foren gehöre. Wie bei lokalen, regionalen, nationalen Foren gehe es darum «offene Räume bereitzustellen, in denen basisdemokratisch und selbstverwaltet» zu Themen gearbeitet werde. Whitaker ist optimistisch, dass «es mit dem Fokus auf konkrete Kämpfe leichter falle, konkrete Vorschläge und klare Aktionen zu erarbeiten.» Es spreche nichts dagegen, dass ein Forum wie das im März 2018 im Titel die «Welt» trügen, schon heute seien alle Sozialforen global ausgerichtet. Wie etwa das für November 2017 in Paris geplante Antinuklear-Weltsozialforum. Die Vervielfachung von thematischen globalen Foren sei eine gute Methode, um die planetare Verbreitung und Vernetzung zu unterstützen, um dem kapitalistischen Monster effektiv entgegenzutreten, sagt Whitaker.
Whitaker reagiert damit implizit auch auf Kritik, die Weltsozialforen – das letzte hatte 2016 in Montreal erstmals in der nördlichen Hemisphäre stattgefunden – habe sich tot gelaufen, es sei immer dasselbe und es leide unter einer Bürokratisierung der Abläufe und Prozesse.
Die Aufgabe neu definieren
Thematische Foren könnten den Ausweg aus der Krise weisen, in welcher der internationale Rat des WSF seit einiger Zeit steckt, findet Whitaker. Der internationale Rat war nach der ersten Austragung eines Weltsozialforums 2001 in Porto Alegre – damals quasi als Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum WEF in Davos gegründet – ins Leben gerufen worden. Beim letzten Treffen des internationalen Rats im Januar 2017 in Porto Alegre waren nur dreissig von 170 Delegierten erschienen. Whitaker hatte schon am WSF 2015 in Tunis konstatiert, dass der internationale Rat ein unbewegliches, schwer steuerbares Gremium fast ohne Reaktionsfähigkeit geworden sei.
Als Mitgründer der Bewegung schlägt der brasilianische Antiatom-Aktivist Whitaker vor, dass der Rat in Zukunft einmal jährlich für eine Woche tagen soll, um die globale Entwicklung und Strategien im Kampf gegen den Neoliberalismus zu diskutieren. Er soll allen offen stehen, die in ihren Regionen daran arbeiteten, dass «eine andere Welt möglich ist». Wenn es dann – aufgrund real existierender Dynamiken – für zielführend erachtet werde, dann solle dereinst auch wieder ein eigentliches Weltsozialforum durchgeführt werden, das offen ist für alle Themen.
Chico Whitaker studiert nicht nur an neuen Formen und Aufgaben des Weltsozialforums herum. Wichtig sei auch die Symbolik: «Wieso führen wir eine solche Woche eines neuen internationalen Rats nicht im Januar 2018, parallel zum WEF in Davos, wieder in Porto Alegre durch?»